Blogeintrag 1

Worüber ich gerade nachdenke, ist folgendes Zitat von Viktor Frankl:

„Zwischen Reiz und Reaktion ist ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Fähigkeit, unsere Reaktion bewusst zu wählen. In unserer Reaktion liegt unser Wachstum und unsere Freiheit.“

Ich glaube, jeder kennt diese Reiz-Reaktions-Maschine in uns. Die reagiert schneller, als wir denken können. Und „zack“ ist es raus. Und hinterher ärgere ich mich. An dieser spontan-emotionalen Reaktion arbeite ich…schon eine ganze Weile. Bewusst reagieren, eine Kränkung vorbeiziehen lassen. Denn wenn ich sie nicht annehme (so erzählt es eine Geschichte über Buddha), bleibt die Kränkung beim Absender. Klingt super und nur bei dem Gedanken daran fühle ich mich leicht erleuchtet.

Aber im Ernst, will ich das eigentlich? Bin ich dann nicht auch irgendwie distanziert und unnahbar? Und schwimme ich dann nicht auch auf der Welle der Selbstoptimierung, die sich hartnäckig hält?

Solange ich niemandem schade, ist meine Reaktion doch authentischer, oder nicht? Schulz von Thun spricht von Stimmigkeit in der Kommunikation. Also „Ich selbst sein“ (authentisch) und gleichzeitig aber auch angemessen in der Rolle und jeweiligen Situation reagieren. Keine Ehrlichkeit um jeden Preis. Soweit bin ich sehr einverstanden. Nur mache ich mir darüber Gedanken, inwieweit sollten wir uns immer diplomatisch anpassen, stimmig sein, wohlüberlegt reagieren? Und inwieweit ist eine ärgerlich-unangebrachte-kindische Reaktion nicht sogar viel entwaffnender, ehrlicher und erkenntnisreicher (für beide Seiten)? Zumindest in einem Rahmen, in dem ich es mir erlauben kann, ohne gleich gekündigt zu werden, versteht sich.

Ich werde weiter darüber nachdenken.